Die Prämien steigen, die Solidarität aber auch.

Dr. Melanie Häner-Müller, Nina Kalbermatter MA und Prof. Dr. Christoph A. Schaltegger

  • Umverteilung entspricht einer zusätzlichen Jahresprämie pro Kopf: Haushalte mit niedrigem Einkommen werden durch ihre Prämien überproportional belastet, jedoch durch andere Umverteilungsströme deutlich entlastet. Die untersten 25% der Einkommen werden um 4‘204 Franken pro Kopf und Jahr entlastet. Umgekehrt leisten die obersten 25% der Verdiener einen Umverteilungsbeitrag von 4'295 Franken pro Kopf. Das entspricht rund einer zusätzlichen Jahresprämie.
  • Wachsende Solidarität: Der Vergleich der Jahre 2014 bis 2020 zeigt, dass mit den steigenden Gesundheitskosten auch der Umverteilungsbetrag an die untersten Einkommen gestiegen ist – und zwar stärker als die Kosten selbst. Damit hat die Solidarität im Schweizer Gesundheitssystem in den letzten Jahren zugenommen.
  • Zunehmende Mittelstandsbelastung im ersten Covid-Jahr: Das erste Covid-Jahr 2020 hat zu keinen massiven Veränderungen in den Umverteilungsströmen geführt. Allerdings stieg die finanzielle Belastung des Mittelstands im Vergleich zu 2019 merklich, bedingt durch Veränderungen in den stationären Spitalleistungen und deren Finanzierung sowie in den individuellen Prämienverbilligungen und deren Finanzierung. Die finanzielle Entlastung des unteren Mittelstands verringerte sich real um 15,6%. Die finanzielle Belastung des oberen Mittelstands stieg real um 7,1%.
  • Röstigraben bei der Umverteilung: Ein Kantonsvergleich zeigt markante Unterschiede zwischen der deutschsprachigen und lateinischen Schweiz. In der Romandie und im Tessin sind sowohl die Leistungen als auch die finanziellen Beiträge höher als in der Deutschschweiz, was zu einem deutlich grösseren Solidaritätsbeitrag führt. Der Hauptgrund für diese Unterschiede sind die stark variierenden individuellen Prämienverbilligungen (IPV) zwischen den Regionen.