«Die neue Studie bestätigt die Lohnprämien beim Bund», sagt Marco Portmann.

Von Dr. Thomas M. Studer
Herr Portmann, in einer neuen Studie haben Sie zusammen mit Frederik Blümel und Christoph Schaltegger vom Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) an der Universität Luzern die Löhne in den Verwaltungen mit jenen in der Privatwirtschaft verglichen. Was sind die fünf wichtigsten Erkenntnisse?
  1. Bundesangestellte verdienen im Durchschnitt 12 % mehr als Angestellte in der Privatwirtschaft, die die gleichen Qualifikationen aufweisen. Dies zeigt unsere Auswertung der neusten Daten der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE).
  2. Wir haben neu auch die Daten der Schweizerischen Lohnstrukturerhebung (LSE) ausgewertet und viele weitere Tests durchgeführt. Unsere bisherigen Resultate werden dadurch bestätigt – insbesondere für die Bundesangestellten.
  3. Beim Bund ist die Lohnprämie am unteren Ende der Lohnskala mit 19 % am höchsten und am oberen Ende der Lohnskala mit 4 % am tiefsten.
  4. Für Frauen beträgt die durchschnittliche Lohnprämie in der Bundesverwaltung 14.4 % und für Männer 11 %.
  5. Die Lohnprämie beim Bund fällt deutlich höher aus als die Prämie bei Kantonen und Gemeinden
Warum hat das IWP eine zweite Lohnstudie durchgeführt?

Zur Person

Dr. Marco Portmann leitet den Bereich Institutionen beim IWP. Zuvor arbeitete er bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung, wo er sich mit vielfältigen steuerpolitischen Themen befasste. Er studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Fribourg, wo er auch zum Dr. rer. pol. promoviert wurde. Als Oberassistent lehrte er in Freiburg in den Bereichen Aussenwirtschaft, ökonomische und institutionelle Ungleichheit sowie Geschlechterökonomie.

Die Frage bleibt, ob Arbeitskräfte aus der Privatwirtschaft und in der Verwaltung vergleichbar sind. Zöllner gibt es in der Privatwirtschaft zum Beispiel nicht – das gilt auch für viele andere Berufe.

Was sind die Gründe für die höheren Löhne beim Staat?

Gibt es noch andere Gründe?

In den Medien wird häufig über die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern berichtet. Experten betonen jedoch, dass diese Unterschiede nicht unbedingt darauf hinweisen, dass Frauen weniger verdienen. Das lässt die Frage aufkommen, ob die Lohnunterschiede zwischen öffentlichem und privatem Sektor wirklich bedeuten, dass der Staat seine Angestellten überbezahlt?

Löhne sind wichtig, aber nicht alles. Welche Rolle spielen denn Vorsorgeleistungen, Urlaubstage und andere Leistungen des Arbeitgebers bei der Stellensuche und Lohnsetzung?

Können Sie die nichtmonetären Faktoren beim Lohnvergleich auch berücksichtigen?

Auch die Verwaltungen kämpfen mit dem Fachkräftemangel. Der Tenor aus der Verwaltung lautet, für spezialisierte Stellen sei es mit den heutigen Löhnen schon nicht möglich, mit der Privatwirtschaft zu konkurrenzieren. Ist es da nicht verfehlt, von hohen Löhnen zu sprechen?